eins.de wehrt sich gegen Wikipedia-Willkür - Wikipedia nimmt Stellung zu der Anschuldigung
Archivmeldung vom 17.04.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens Brehl"Willkürliche Zensur und grenzenlose Selbstherrlichkeit" wirft die Geschäftsführung der eins.de GmbH, der Online-Enzyklopädie Wikipedia vor. Der Hintergrund: Obwohl eins.de mit Präsenz in 47 Städten mit 17 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte deutsche Stadtportal-Community betreibt, verweigert Wikipedia dem unbestrittenen Marktführer die Aufnahme ins Online-Lexikon.
Gleichzeitig finden weit weniger große Internet-Communities
nachweislich Berücksichtigung bei Wikipedia. Doch sobald eins.de
einen auch noch so kleinen Eintrag in eigener Sache vornimmt,
verschwindet dieser laut des Unternehmens binnen weniger Stunden
wieder aus der Wissensdatenbank. Auf alle Kontaktversuche hätten die
Lexikon-Macher ablehnend oder gar nicht reagiert. Eine fachliche
Begründung für die aus Sicht von eins.de willkürliche Zensur habe es
nie gegeben.
"Wir wissen, dass wir nur ein Beispiel unter ganz vielen sind, die von Wikipedia derart schäbig behandelt werden", hat Geschäftsführer Dirk Lehmann in zahlreichen Gesprächen mit anderen Internet-Unternehmern in Erfahrung gebracht. "Die meisten scheuen jedoch die öffentliche Beschwerde, weil sie Angst haben, damit ihre letzte Chance für die Aufnahme in Wikipedia zu vertun. Aber wir sind nicht bereit, uns diese aufgeplusterte Selbstherrlichkeit der Lexikon-Macher sang- und klanglos gefallen zu lassen."
Der eins.de-Geschäftsführer appelliert an die unabhängige Presse,
Fairness und Objektivität von Wikipedia künftig kritisch zu
beleuchten. "Wikipedia hüllt sich gerne in das Deckmäntelchen der
Unabhängigkeit und der Objektivität ein und verweist bei Nachfragen
auf die Selbstkontrolle durch die Nutzer. Dabei wird die beinahe
übermächtige Rolle der internen Wikipedia-Macher als oberste
Zensurstelle verschwiegen oder zumindest verharmlost. Angesichts der
zentralen Position von Wikipedia in unserer modernen
Wissensgesellschaft ist es wichtig, dass die freie Presse dieses
Verhalten kritisch unter die Lupe nimmt", fordert Lehmann zur
Auseinandersetzung mit dem Thema Online-Zensur in demokratischen
Staaten auf.
Quelle: Pressemitteilung eins.de GmbH
Anmerkung der Redaktion:
Wir baten Wikipedia in diesem Fall um eine offizielle Stellungnahme, die wir auch umgehend bekamen:
Unter dem Stichwort "Eins.de" wurde erstmals am 4. Januar 2007 ein Eintrag in die Wikipedia eingestellt. Dabei handelte es sich offenbar um einen werblich gehaltenen Eintrag, der den Qualitätsanforderungen der Wikipedia-Community nicht genügt hat und deshalb von einem Wikipedia-Administrator mit dem Kommentar "Werbung" gelöscht wurde. Später wurde wohl erneut ein Eintrag eingestellt und von einem anderen Wikipedia-Benutzer ebenfalls als löschwürdig angesehen. Diesmal folgte dieser Einschätzung ein so genannter "Löschantrag".
In diesen Fällen wird die Entscheidung nicht von einem Administrator alleine gefällt, sondern zunächst innerhalb der Community über eine Löschung diskutiert. Das Ergebnis dieser Diskussion war eine erneute Löschung. Erneut war das Hauptargument dabei nicht die Relevanz, sondern die mangelnde Qualität des Artikels:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Logbuch/delete&page=Eins.de
In der Folge wurde dann noch zweimal ein Beitrag unter diesem Stichwort eingestellt und, da bereits eine Diskussion stattgefunden hatte, jeweils umgehend wieder gelöscht.
"Der Vorgang zeigt, dass Firmen in aller Regel schlecht beraten sind, wenn sie selbst einen Eintrag über sich in der Wikipedia anlegen oder daran mitarbeiten. Allzu häufig fehlt ihnen die nötige Distanz, um einen sachlichen und ausgewogenen Artikel zu verfassen.", sagt Arne Klempert, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland e.V.
Gleichzeitig weist er darauf hin, dass sich Unternehmen, die Fragen zu ihren Einträgen in der Wikipedia haben oder sich dort falsch dargestellt sehen, jederzeit per E-Mail unter [email protected] Kontakt aufnehmen können. Freiwillige und erfahrene Wikipedia-Autoren gehen dann den Fragen oder Hinweisen nach.