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Hackerszene treibt iPhone-Entwicklung voran

Archivmeldung vom 03.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach Spekulationen von Ezra Gottheil, Analyst bei Technology Business Research tbri.com, werde Apple sein Geschäftsmodell für das iPhone aufgeben und die Telefone auch ohne Providerbindung verkaufen.

Damit hätte sich auch die Umsatzbeteiligung erledigt, die Apple mit seinen exklusiven Partnern vereinbart hat. Gottheil schließt aus Apples Zuversicht, in diesem Jahr zehn Millionen iPhones zu verkaufen, auf ein ungebundenes Handy. Bislang seien die Verkaufszahlen enttäuschend. Die britische „Times" berichtete, dass die europäischen Anbieter große Verluste mit dem Apple-Handy machen würden. Die Handyprovider hätten sich gründlich verkalkuliert. So sei man davon ausgegangen, im vergangenen Jahr etwa 500.000 bis 600.000 iPhones in Europa absetzen zu können. Gerade einmal 330.000 Exemplare gingen bis Dezember über die Ladentheken.

Die Providerbindung war nach Expertenmeinung von Anfang an ein Fehler. Sie würde nicht der Kundenphilosophie des Steve Jobs-Kozerns entsprechen und wirke sich kontraproduktiv für das Image aus. Apple könnte über Business Process Outsourcing-Verträge das iPhone als eigene Mobilfunkmarke etablieren – als virtueller Netzbetreiber (MVNO). Stattdessen mache man den Kauf des mobilen Endgerätes vom Wechsel des Netzbetreibers abhängig. „Apple könnte als MVNO sogar weltweit auf Outsourcing-Modelle setzen und völlig frei am Markt agieren“, empfiehlt Omar Khorshed, Vorstandschef des Dienstleisters acoreus in Düsseldorf.

Apple habe mit seinen „iProducts“ die Endkundenmärkte kräftig in Bewegung gebracht, weil sie perfekt den „iCustomer“ adressieren. „Der Kunde, der seine Konsumgüterprodukte danach auswählt, wie sie sich in seinen persönlichen Lebensstil einpassen, steht im Fadenkreuz der Produktentwickler von Apple. Wenn Apple nun seinen Kunden abverlangt, seine Produkte nur mit bestimmten Infrastrukturanbietern zu nutzen – ist das nichts als ein Schlag ins Gesicht der Kundschaft, die ja gerade Apple wählt, um ihre individuellen Bedürfnisse zu befriedigen“, kritisiert Bernhard Steimel, Sprecher der Voice Days und Co-Autor der Studie „Praxisleitfaden Mobile Marketing“.

Die Providerbindung führte mit einem Marktanteil von 10 bis 15 Prozent zu einem florierenden Graumarkt. Besonders die Hackerszene, für die das iPhone als vollwertige Linux-Maschine geradezu ein „must have” darstellt, sah die Providerbindung als Herausforderung an. So wurden die „Hacks” für die freie Verwendung des iPhones schneller veröffentlicht, als die meisten Nutzer das neue Update auf ihr „legales” Gerät herunterladen konnten. Der Graumarkt hat nicht nur negative Effekte, meint der Mobilfunkexperte Steimel: „Die Hackerszene treibt die Entwicklung von Anwendungen für das iPhone voran: Erst ein lebendiges Ecosystem aus einer Fülle von Anwendungen für Geschäfts- und Privatkunden schafft die Basis für Umsätze mit iPhone-Software und könnte so erfolgreich werden wie iTunes.“ Insgesamt sei die Providerbindung falsch, weil Apple künstlich den adressierbaren Markt einschränkt.

„Die Providerbindung hat Apple mehr geschadet, als die Umsatzanteile dem Giganten aus Cuperino kurzfristig beschert haben: Denn viele potenzielle Kunden und Multiplikatoren können aufgrund ihrer Vertragslage mit einem anderen Provider nicht auf das iPhone wechseln, weil sie dann einen eventuell noch 22 Monate laufenden Vertrag weiterbezahlen müssen. Deutlich wird der Unsinn, wenn man das Modell auf das MacBookPro überträgt. Die Arbeitsmaschine vieler Kreativer wäre doch vermutlich so unverkäuflich wie ein alter Gummistiefel, dürfte man sie nur mit einem DSL-Vertrag eines speziellen TK-Anbieters nutzen“, so der Einwand von Jens Klemann, Geschäftsführer der Bad Homburger Unternehmensberatung Strateco.

Apple sollte als virtueller Mobilfunkanbieter mit einem eigenen Mobilfunktarif kostengünstige iTunes-Downloads ermöglichen. „Man darf davon ausgehen, dass die Kalifornier bereits intensiv darüber nachdenken, als MVNO mit attraktiven Tarifen an den Markt zu gehen“, spekuliert Klemann. Vor allen Dingen in einer Kopplung mit einem großen Hot-Spot-Anbieter für WLAN würde die Apple-Welt noch stimmiger und nahtloser. Apple käme zudem in den Besitz der Kundendaten und Userprofile, die für die Weiterentwicklung der Produkte und Dienste von höchstem Wert sind.

Quelle: medienbüro.sohn


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