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Ausbaus des Mobilnetzes geht stockend voran - welche Industrien könnten von 5G profitieren?

Archivmeldung vom 18.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Marit Schmidt
Handy in der Hand (Symbolbild)
Handy in der Hand (Symbolbild)

Bild: Photo by freestocks on Unsplash

Mitte 2020 sollte der Ausbau des neuen 5G-Mobilfunknetzes in der Bundesrepublik eigentlich bereits so gut wie abgeschlossen sein. Doch die Situation ist komplex: Vor einem Jahr bezahlten die Netzbetreiber noch die stattliche Summe von rund 6,5 Milliarden Euro, um die 5G-Frequenzen in Deutschland nutzen zu dürfen. Doch noch haben die meisten Kunden weder 5G-fähige Smartphones in den Taschen, noch Funkmasten in der Nähe, welche den Standard übertragen können. Wie gut schreitet der Ausbau des Netzes in Deutschland voran? Und welche Industrien könnten vom schnelleren mobilen Internet am meisten profitieren?

Handy in der hand (Symbolbild)
Handy in der hand (Symbolbild)

Bild:Photo by Youssef Sarhan on Unsplash

Von Aufbruchstimmung zur Ernüchterung

2019 herrschte Aufbruchstimmung unter den deutschen Mobilfunkanbietern. 5G versprach und verspricht höhere Gewinne, größere Umsätze und eine völlig neue Internet-Erfahrung. Allerdings haben die vollmundigen Versprechen sich inzwischen teilweise in Luft aufgelöst: Noch immer sprechen die Betreiber davon, dass 5G in naher Zukunft endlich flächendeckend verfügbar sein soll. Doch der Ausbau stockt. Immerhin: Bis Ende des Jahres sollen rund 40.000 Antennen bereit zur Datenübertragung sein, die meisten großen Ballungsgebiete sollen dann in den Genuss von 5G kommen - insgesamt gibt es in der Bundesrepublik etwas mehr als 80.000 Masten insgesamt; rund die Hälfte wäre dann also für 5G gerüstet. Alleine im Netz von o2 sollen bis zum Jahr 2022 rund 16 Millionen Kunden in 30 Großstädten mit 5G versorgt werden. Die Pläne der Telekom sind noch ambitionierter, immerhin ist die Firma der größte Anbieter Deutschlands. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Ausbau sich weiterhin verzögern wird. Nicht nur für die Telekommunikationsunternehmen, auch für viele weitere Zweige der Wirtschaft stehen große Summen von Geld auf dem Spiel.

Wirtschaft wird stark profitieren

Ein potenzieller Milliardenmarkt ist beispielsweise die Online-Unterhaltungsindustrie. Bereits heute setzen Filme, Musik und Videospiele im Netz hunderte Millionen Euro alleine in Deutschland um. Mit 5G könnten diese Zahlen noch steigen. Denn durch den deutlich schnelleren Standard dürften die Kunden auch mehr Geld für Unterhaltung im Internet ausgeben.

So zum Beispiel beim Thema Videospiele: Microsoft, einer der globalen Marktführer im genannten Bereich, möchte mit seinem „Gamepass“ genannten Angebot das Streaming von großen Titeln zum Alltag machen. Ob Halo oder Forza Motorsport: Mit Gamepass sollen die Spieler jederzeit in den Genuss der Titel des Entwicklers kommen. Und das nicht nur auf Microsofts Xbox Konsole und dem PC - auch auf so vielen Smartphones und Tablets wie möglich soll der Service laufen. Die Voraussetzung dafür, um aufwendige Spiele auch auf vergleichsweise rechenschwachen Smartphones spielen zu können? Eine gute Internet-Verbindung für das Streaming. Hier könnte 5G für einen starken Aufwind am Markt sorgen und Angebote wie Gamepass zur Popularität verhelfen. Allerdings: Solange 5G nur in großen Städten verfügbar ist, können die Anbieter sich schlecht auf Services konzentrieren, welche den neuen Mobilfunkstandard voraussetzen. Denn für die global agierenden Unternehmen wäre es ein Marketing-Schreck, die Hälfte der deutschen oder europäischen Kunden erstmal außen vorzulassen.

Auch die verwandte Online Casino Industrie erhofft sich von 5G weitere Möglichkeiten. Inzwischen setzen Internet Spielhallen in Deutschland pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro um - mit starker Tendenz nach oben. Anbieter wie Caxino haben es geschafft, dank einer großen Auswahl an Spielen und Boni neue Kunden anzusprechen und ihnen die Unterhaltung per Glücksspiel schmackhaft zu machen. Mit flächendeckendem 5G-Support werden bald ganz neue Konzepte von überall aus möglich: Das Stichwort Live-Casino zum Beispiel ist in der Branche bereits jetzt äußerst wichtig geworden. Dank 5G wäre es aber potenziell möglich, von jedem Ort aus live auch per Video gegen andere Mitspieler zu spielen und so die Immersion noch zu erhöhen. Hier könnten Kunden und Branche gleichermaßen profitieren - wenn denn 5G endlich überall zugänglich ist.

Und Unternehmen wie Netflix möchten ebenfalls von 5G profitieren. Denn mit schnellerem Netz können Nutzer auch von unterwegs aus Filme und Serien in höherer Qualität streamen. Für die Anbieter eine Goldgrube: Denn für Auflösungen wie Full HD und 4K müssen die Kunden bei den meisten Streaming-Services mehr bezahlen.

Nur wenige Smartphones mit Unterstützung

Die gute Nachricht: Sobald der neue Standard flächenmäßig funktioniert, sollen Übertragungsraten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde möglich werden. Der aktuelle Standard, LTE, ermöglicht lediglich Übertragungen bis zu einer Geschwindigkeit von 300 Megabit pro Sekunde. 5G ist also um ein Vielfaches schneller.

Allerdings benötigt 5G auch Smartphones, die mit dem Standard kompatibel sind. Und diese sind aktuell noch rar gesät: Lediglich wenige Prozent der in Benutzung befindlichen Mobiltelefone unterstützen Mitte 2020 5G. Manche Firmen, wie zum Beispiel der Hersteller Samsung oder auch Google, haben inzwischen 5G-fähige Modelle auf den Markt gebracht. iPhone Hersteller Apple, einer der Marktführer der Branche, wird aber wohl frühestens Ende September die ersten 5G-iPhones auf den Markt bringen. Ab dem nächsten Jahr könnte sich die Situation jedoch rasant ändern. Denn nach wie vor kaufen die Kunden etwa alle drei Jahre ein neues Smartphone. Sobald 5G-fähige Mobiltelefone also in großer Bandbreite verkauft werden, dürften die Kunden sehr oft zu den schnelleren Modellen greifen. Ein wichtiger Punkt bleibt der Kostenfaktor: Nur wenn Hardware und Mobilfunkverträge mit 5G-Support erschwinglich für die Käufer sind, werden diese die Vorteile auch genießen wollen. In der Vergangenheit hat dies jedoch der Markt geregelt. Denn neue Technologien sind zu Beginn zwar oft teuer, sinken dann aber rapide im Preis. Aktuell kämpfen die Hersteller jedoch noch mit einigen Problemen. So gehen Smartphones mit 5G-Unterstützung nicht gerade rücksichtsvoll mit den integrierten Akkus um. Und Batterielaufzeit, das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt, ist für die Kunden eine der wichtigsten Bezugsgrößen beim Kauf neuer Modelle.

Fazit

Der Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland schreitet voran. Allerdings liegen die Unternehmen etwas hinter dem Zeitplan, den sie eigentlich für den Rollout angedacht hatten: Nach der teuren Versteigerung der Frequenzen im letzten Jahr, ist nun also Ernüchterung eingekehrt. Dennoch benutzen bereits heute Kunden 5G und sowohl die Nutzer, als auch die Wirtschaft warten ungeduldig auf die flächendeckende Verfügbarkeit. Denn durch das schnellere mobile Netz werden teilweise völlig neue Anwendungsgebiete möglich. Interessant wird es sein zu beobachten, wie schnell große Akteure wie die Telekom nun mit dem Ausbau der neuen Masten vorankommen. Und ob die Hersteller von Smartphones es schaffen, möglichst schnell relativ günstige Modelle mit 5G-Unterstützung auf den Markt zu bringen.

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