Exposition durch Funkwellen im Alltag ist nur gering - höchster Beitrag stammt vom eigenen Handy
Archivmeldung vom 28.10.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bevölkerung ist im Alltag nur in geringem Maße den Funkwellen von umgebenden Rundfunk- und Mobilfunksendern, WLAN-Netzwerken, Mobilfunkendgeräten und DECT-Telefonen ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität (TU) Ilmenau im Auftrag des Informationszentrums Mobilfunk e. V. (IZMF).
Die in verschiedenen Alltagsszenarien ermittelte Hochfrequenz-Gesamtexposition schöpft für jemanden, der kein eigenes Handy benutzt, im Mittel (Median) lediglich 0,003 Prozent des Grenzwertes für die Leistungsflussdichte aus. Wer in typischen Alltagsszenarien zusätzlich mit dem eigenen Mobiltelefon telefoniert, erhöht seine Exposition deutlich. Sie bleibt aber auch dann immer noch weit unter den Grenzwerten und liegt im Schnitt bei rund 8,5 Prozent Grenzwertausschöpfung (Leistungsflussdichte).
"Mit der aktuellen Messreihe wollen wir verständlich erklären, welche Immissionsquellen im Alltag dominieren und wie der Verbraucher durch eine bedachte Nutzung seiner Endgeräte die persönliche Exposition minimieren kann", erläutert Dagmar Wiebusch, Geschäftsführerin des IZMF, die Zielsetzung der Studie.
Unterstützt wurde das Projekt vom Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Stadt München, das die Auswahl der typischen Alltagsszenarien und Messorte mitbestimmt hat. Die Ergebnisse lassen sich auf vergleichbare Alltagssituationen übertragen und erlauben Rückschlüsse auf die typische Exposition im Alltag.
Exposition durch das eigene Mobiltelefon
Nutzt man ein eigenes Mobiltelefon (am Kopf), dann dominiert dieses die persönliche Gesamtexposition - egal in welchem Szenario man sich bewegt. Wie hoch der jeweilige Beitrag des Mobiltelefons ist, hängt dabei in erster Linie von der Mobilfunkversorgung und den Empfangsbedingungen ab. Die Laboruntersuchungen am SAR-Messkopf zeigen, dass die persönliche Exposition zusätzlich durch die Haltung des Gerätes verringert werden kann: "Bereits in einem Abstand von nur einem Zentimeter vom Kopf liegt der Expositionsbeitrag zwei Drittel unter dem Wert, der bei direktem Kopfkontakt auftritt", erläutert Studienleiter Dr. Christian Bornkessel von der TU Ilmenau.
Immissionen im täglichen Leben
DECT-Immissionen lieferten nur im Wohn- und Büroumfeld einen nennenswerten Beitrag. WLAN-Dienste fanden sich zwar an vielen Messpunkten, trugen aber nur minimal zur Gesamtimmission bei. Dies gilt auch für exemplarische Messungen in Klassenzimmern mit WLAN-Versorgung.
Die Messergebnisse in der Schule zeigten aber auch, wie sich die Gesamtexposition der Schüler verändert, wenn viele Handys aktiv sind. Während des Unterrichts, bei dem die Schüler ihre Mobiltelefone nicht benutzten, wurde nur eine geringe Exposition gemessen. Die leistungsbasierte Grenzwertausschöpfung betrug 0,003 Prozent. Die Immissionen im Klassenzimmer nahmen jedoch deutlich zu, als rund 20 Schüler ihre Handys gleichzeitig einschalteten. Bei dieser speziell für den Zeitraum der Messungen angeordneten Endgerätenutzung stieg die Grenzwertausschöpfung auf 0,013 Prozent an. "Entscheidend für die Immissionsbilanz und Exposition der Schüler ist daher nicht die WLAN-Versorgung, sondern ihr eigenes Nutzerverhalten", erläutert Dagmar Wiebusch.
Die Hochfrequenz-Exposition auf öffentlichen Plätzen oder Großveranstaltungen hängt stark von der Qualität der Funkversorgung vor Ort ab. In direkter Nähe zu einer Mikrozelle lagen die Immissionen beispielsweise höher, als sie durch ein dicht ausgebautes Mobilfunknetz erzeugt werden. Das zeigt die Messung in einem Café am Marienplatz, wo in rund 10 Meter Entfernung zu einer Mikrozellen-Mobilfunkantenne mit einer leistungsbasierten Grenzwertausschöpfung von 0,46 Prozent der höchste Wert der gesamten Messreihe ermittelt wurde.
Die Immissionsbilanz während der Fahrten im Fern- und Nahverkehr zeigt signifikante Unterschiede. Der höchste Wert wurde im Handybereich eines ICE gemessen. Die leistungsbasierte Grenzwertausschöpfung betrug hier 0,099 Prozent. Im Regionalexpress und in der U-Bahn, die nicht durch Mobilfunk-Repeater zusatzversorgt werden, traten deutlich niedrigere Immissionswerte auf.
Ergebnisse liegen als Broschüre vor
Die Ergebnisse der Studie sind nachlesbar in einer umfassenden Broschüre, die unter www.izmf.de als PDF-Dokument abgerufen werden kann.
Das Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) ist Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, Medien sowie öffentliche und private Einrichtungen zum Thema mobile Kommunikation. Es ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der von den Mobilfunknetzbetreibern gegründet wurde. Er informiert unter anderem über gesundheitliche, rechtliche und gesellschaftliche Themen mobiler Kommunikation sowie über Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit im Mobilfunk.
Quelle: IZMF - Informationszentrum Mobilfunk e.V (ots)