Ukraine: Politische Krise entfacht Cyber-Krieg
Archivmeldung vom 06.03.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie aktuelle politische Krise in der Ukraine hat sich nun auch auf das Internet ausgeweitet. Laut einem Bericht von Sicherheitsexperten des kalifornischen Online-Dienstleisters CloudFlare haben Hacker beider Seiten bereits großangelegte Cyber-Übergriffe gegen die jeweilige gegnerische Fraktion gestartet. Der Großteil davon sind DDos-Attacken. In einem beobachteten Fall soll es den Russland-feindlichen Angreifern sogar gelungen sein, die Seite des Kreml-finanzierten Nachrichtennetzwerks "Russia Today" zu manipulieren. Dort wurde das Wort "Russland" in Überschriften und Texten von Artikeln durch "Nazi" ersetzt.
"Wir registrieren gegenwärtig eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Denial-of-Service-Attacken, die darauf abzielen, einzelne Webseiten durch die Bombardierung mit Traffic zum Absturz zu bringen", zitiert die New York Times Matthew Price, CEO und Mitgründer von CloudFlare. Die Art der Vorgehensweise erinnere dabei stark an jene, die schon seit Längerem bei tschetschenischen Nachrichtenportalen zu beobachten sei. Diese würden mittlerweile quasi "konstant von Angreifern belagert". Wer hinter den Angriffen steckt, lasse sich im Moment noch nicht klar sagen. "Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass es sich hier um staatlich gesponserte Übergriffe handelt", so Price.
Geringer Schaden
Was das Ausmaß der bisherigen Gefahrensituation betrifft, hält sich der angerichtete Schaden bislang allerdings noch recht in Grenzen. CloudFlare zufolge hat die Aktivität der Cyber-Kriminellen jedenfalls noch nicht das Niveau von Attacken erreicht, wie sie etwa im Frühjahr 2007 auf Estland hereingeprasselt sind. Damals wurde die IT-Infrastruktur des baltischen Landes sogar vom weltweiten Internet abgeschnitten. Auch der Cyber-Krieg zwischen Russland und Georgien im darauf folgenden Jahr sei im Vergleich wesentlich schlimmer gewesen, heißt es vom US-Unternehmen.
Bei dem überwiegenden Großteil der nachgewiesenen Angriffe handelt es sich um DDos-Attacken. "Zurzeit gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass der Traffic aus der Ukraine einbricht", schildern die Security-Experten die Lage. Bislang seien lediglich einige einzelne Webseiten betroffen. Beispielsweise wurde der Internetauftritt von Russia Today gehackt und in dortigen Artikeln das Wort "Russland" durch "Nazi" ersetzt. Dadurch bekommen Besucher unter anderem Überschriften wie "Putin: Nazi-Bürger, bedrohte Truppen in der Ukraine, brauchen den Schutz bewaffneter Kräfte" zu lesen.
Russische Hacker
Wenn es um die politisch motivierte Cyber-Kriegsführung geht, ist Russland in Expertenkreisen längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sowohl im Fall der vergangenen Angriffe auf Estland als auch auf Georgien wird die Russische Föderation als Urheber gehandelt. Ende 2012 hat die georgische Regierung einen Bericht veröffentlicht, in dem entsprechende Vorwürfe bestätigt und die Methoden der Hacker aufgedeckt wurden. Demzufolge konnte als Übeltäter die russische Hacker-Vereinigung "Russian Business Network" ausgeforscht werden, die für viele Cyberangriffe auf der ganzen Welt verantwortlich gemacht wird.
Quelle: www.pressetext.com/Markus Steiner