Projekt Zungenmaus - Computer mit der Zunge steuern
Archivmeldung vom 26.03.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEssentieller Bestandteil jeder Computersteuerung sind die Computermaus oder das Touchpad. Beide Lösungen werden mit der Hand gesteuert. Sowohl die Bewegungen des Cursors als auch der Auswahl der Funktionen erfolgen entweder durch die Hand- oder Fingerbewegung.
Kann aufgrund einer Behinderung oder Erkrankung die Steuerung der Maus nicht von Hand erfolgen, sind die Betroffenen in der Nutzung der Geräte meistens eingeschränkt. Eine Steuerung des PCs kann dann oft nur per Sprache erfolgen. Geht es nach den Ideen findiger Tüftler, soll sich das in den kommenden Jahren ändern. Mit einer Zungenmaus soll die nötige Flexibilität für die Betroffenen geschaffen werden.
Sachsen beteiligt sich an Zungenmaus-Projekt
Nachdem lange über das Projekt der Zungenmaus diskutiert wurde, unterstützt das Bundesland Sachsen nun die Entwicklung. Dabei geht das neue Telemedizin-Projekt einen Schritt weiter. Mit der Technik dahinter sollen nämlich nicht nur PC-Mäuse gesteuert werden können. Die Technologie soll auch auf verschiedene Haushaltsgeräte übertragbar sein. Schon jetzt gibt es Entwicklungen, in denen Behinderte mit der Zunge ihren Rollstuhl steuern. Durch spezielle Sensoren können die Zungenbewegungen dabei zunächst registriert und schließlich an die Geräte übertragen werden, wodurch eine sichere Steuerung möglich ist.
Nach Angaben des sächsischen Gesundheitsministerium richtet sich die neue Zungenmaus vor allem an Menschen, die mit sensitiven oder motorischen Schwächen zu kämpfen haben. Allein in Deutschland könnte die neue Zungenmaus rund 900.000 Menschen helfen. Ihnen fällt aufgrund von Erkrankungen wie Rheuma und Parkinson die Steuerung des PCs schwer, wobei nicht bei jedem Zittern direkt an Parkinson zu denken ist. Bei beiden Erkrankungen ist allerdings im fortgeschrittenen Stadium eine präzise Steuerung der Computermaus mit der Hand nicht möglich. Die Erkrankten wären hier zwangsläufig auf Hilfe angewiesen, denn auch die Steuerung per Sprache bietet nicht die Zuverlässigkeit, die von der klassischen Computermaus bekannt ist.
Zungenmaus vereint innovative Technik auf kleinstem Raum
Eine normale Computermaus orientiert sich in ihren Maßen meistens an der Handgröße. Vorwiegend ergonomisch geformt, ist sie so groß, dass darauf die Hand vollständig abgelegt und mit dem Finger die Auswahltaste genutzt werden kann. Bei der Zungenmaus arbeiten die Wissenschaftler natürlich mit einem deutlich kleineren Format. Die nötigen Sensoren befinden sich nach Angaben der Technischen Universität in Dresden sowie der Linguwerk GmbH auf einer Platine. Diese Platine wird bei den Patienten am Gaumen befestigt.
Die hier sitzenden Sensoren registrieren die verschiedenen Bewegungen mit der Zunge und nehmen dabei wahr, ob diese nach links oder rechts, oben oder unten bewegt wird. Die Sensoren sind dauerhaft mit dem Gerät verknüpft, welches gesteuert werden soll. Derweil befindet sich die Zungenmaus noch in der Entwicklungsphase. Wann dieses Gerät auf dem Markt erscheinen wird, ist derweil nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch unklar.
Idee der Zungenmaus ist nicht neu
Die Idee der Zungenmaus ist nicht neu. Bereits 2013 wiesen erste Berichte auf ähnliche Vorhaben hin. Der damit verbundene Hintergrund war jedoch ein anderer. Ein engagierter Ingenieur setzte sich damals mit der Frage auseinander, wie sich ein Laptop in Zukunft steuern ließe, wenn beide Hände dabei frei bleiben sollen. In seinem Keller widmete er sich der Entwicklung einer Zungenmaus. Das Prinzip war damals das Gleiche wie heute. Auch hier arbeitete der Ingenieur mit einer entsprechenden Platine und Lichtsensoren. Bereits das damalige Produkt sorgte für Furore.
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