Bedrohung durch Spam, Phishing & Co. erreicht völlig neue Dimension
Archivmeldung vom 07.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutsche Anti-Spam-Kongress des eco Verbandes der deutschen Internetwirtschaft am 5. September in Köln hat wesentliche neue Erkenntnisse gebracht. Wie bereits in den vergangenen Jahren hat eco zu der Veranstaltung renommierte und mit der entsprechenden Kompetenz und Erfahrung ausgestattete Redner von unterschiedlichen Unternehmen und Initiativen zusammen gebracht.
Vorgestellt wurden internationale und hochkarätige Initiativen und
Projekte, die mit unterschiedlichen Lösungsansätzen das Problem der
Spam-Mails und neuerer Bedrohungen wie Phishing, Pharming oder
Vishing bekämpfen. Der eco Verband trägt durch seine Arbeit und der
Mitwirkung in verschiedenen internationalen Gremien sowie nicht
zuletzt durch die jährliche Veranstaltung des Anti-Spam-Kongresses
entscheidend zur Aufklärung und Sensibilisierung auf das Thema bei.
Steigende wachsende Kriminalität
Als wesentliche Veränderungen innerhalb der Spam-Problematik haben
sich die immer niedrigere Hemmschwelle der Täter und neue Formen der
Angriffe auf persönliche Daten im Netz herauskristallisiert. Damit
erreichen Spam und andere Arten des Datendiebstahls eine völlig neue
Dimension und bewegen sich weg vom Ärgernis hin zu strafrechtlich
relevanten Sachverhalten. "Besorgniserregend sind dabei insbesondere
die ansteigende kriminelle Energie der Täter und deren wachsende
Professionalität sowie die neuen und immer raffinierteren
Begehungsmethoden", resümiert eco-Vorstand Oliver J. Süme. Zielte das
herkömmliche "Spamming" vergleichsweise harmlos noch auf den Absatz
zweifelhafter Waren und Dienstleistungen ab, verfolgen die Täter
heute über Phishing, Pharming, Identitätsdiebstahl und andere
Handlungen betrügerische Absichten mit der Konsequenz eines
beträchtlichen finanziellen Schadens beim Opfer.
Statistiken belegen die Aktualität des Themas
Alleine in Berlin wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres 153 Fälle
mit einem Gesamtschaden von rund 730.000 Euro registriert - das ist
ein Anstieg um rund fünfzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine
bundeseinheitliche Erfassung gibt es bisher nicht, dennoch lässt sich
der immens hohe Schaden für ganz Deutschland ermessen, zumal die
nicht gemeldeten beziehungsweise nicht erfassten Fälle zahlreich sein
dürften. eco liefert auch einen Beleg für die steigende kriminelle
Energie der Täter: Die eigens für solche Fälle eingerichtete
Internet-Beschwerdestelle verzeichnet einen deutlichen Zuwachs des
gegenüber herkömmlichem Spam wesentlich subtileren und dadurch auch
gefährlicheren Datendiebstahls: von den täglich über dreihundert
Beschwerden betreffen mittlerweile 15 bis zwanzig Prozent
Phishing-Attacken. "Dieser Anteil ist bedenklich hoch und die Tendenz
ist nach wie vor steigend", kommentiert Frank Ackermann, Rechtsanwalt
und Mitarbeiter der Internet-Beschwerdestelle beim eco-Verband.
Methoden werden immer raffinierter
Eine wesentliche Erkenntnis des Kongresses in Köln ist die Tatsache,
dass die Täter immer raffinierter und professioneller zu Werke gehen.
Die Zeiten, in denen Phishing-Mails noch in schlechtem Deutsch
verfasst und damit auf den ersten Blick erkennbar waren, sind vorbei.
Daneben werden immer neue Varianten erdacht und entwickelt. So ist
etwa Pharming für den Laien praktisch gar nicht mehr zu erkennen.
Hier wird die Host-Datei eines Rechners manipuliert, so dass der
eingegebenen Internetadresse die richtige IP-Nummer des Servers im
Internet zugeordnet wird. Zu Nutze gemacht haben sich die Täter auch
den Hinweis der Banken an Ihre Kunden, zur Angabe ihrer Daten niemals
das Internet, sondern das Telefon zu benutzen. Ein automatisches
Ansagesystem fordert den Anrufer auf, seine Daten anzugeben. Bekannt
geworden ist diese Methode unter dem Begriff "Vishing" (einer
Zusammensetzung aus Phishing und Voice). Dazu kommt die
Zusammenarbeit der einzelnen Täter über Ländergrenzen hinweg, die
sich mittlerweile in professionellen Organisationen zusammengefunden
haben, was die Zugriffsmöglichkeiten der Behörden erheblich
einschränkt.
Gesetzesentwurf der Bundesregierung scharf kritisiert
Im Rahmen des Kongresses unterstrich der eco Verband der deutschen
Internetwirtschaft seine Kritik an der geplanten Anti-Spam-Regelung,
die im neuen Telemediengesetz Eingang finden soll. "Mit diesem Gesetz
wird dem Konsumenten suggeriert, dass etwas gegen Spam und modernere
Begehungsmethoden unternommen wird", sagt Oliver J. Süme. "Angesichts
der aktuellen Entwicklungen wird sich die geplante Regelung als
stumpfes Schwert von Gestern erweisen, dass allenfalls Behörden mit
Arbeit belasten wird." Zum einen wird die Einordnung von Spam als
Ordnungswidrigkeit nicht als sachgerecht erachtet, da unerlaubte
E-mail-Werbung bereits nach derzeitiger Rechtslage verboten ist. Im
Hinblick auf Taten wie Phishing, Pharming oder Vishing, die Spam als
Vehikel nutzen, müssen gesetzliche Regelungen auf strafrechtlicher
Ebene diskutiert werden, auch insoweit nütze die Einführung einer
Ordnungswidrigkeit nichts. Daneben wird kritisiert, dass die
geplanten Regelungen für die große Masse der Täter keine Bedeutung
hat, da rund 97 Prozent der Spam-Mails nicht aus Deutschland kommen.
Zudem seien die Begriffe des "Verschleierns" und "Verheimlichens"
unklar und verhinderten auf diese Weise seriöse Werbeaktivitäten der
deutschen Unternehmen. "Das Gesetz zeigt, dass die unterschiedlichen
Erscheinungsformen von Spam nicht angemessen berücksichtigt wurden",
bestätigt Oliver J. Süme.
Selbstregulierungsmaßnahmen der Wirtschaft die bessere Lösung
eco setzt dem gegenüber auf die von der deutschen und internationalen
Internetwirtschaft ergriffenen Maßnahmen und bietet den
Bundesbehörden den Dialog zur Sensibilisierung auf das Thema sowie
eine Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Spam an. "Unsere Veranstaltung
hat gezeigt, welch vielfältige Maßnahmen zur Lösung des Problems in
den Unternehmen entwickelt und angeboten werden", so Sven Karge,
Leiter des Fachbereiches Content bei eco und Organisator des
Anti-Spam-Kongresses. Dazu komme die Zusammenarbeit von Unternehmen
aus aller Welt in verschiedenen internationalen Institutionen wie
beispielsweise der "Certified Senders Alliance" (CSA) oder dem
"Contact Network of Anti-Spam Authorities" (CNSA), in denen der
eco-Verband als kompetenter Ansprechpartner mit dem notwendigen
Know-how mitwirkt. "Die internationale Zusammenarbeit ist absolut
notwendig, wenn wir Spam wirksam bekämpfen wollen. Ebenso wie es ein
Fehler ist, Spam isoliert und ohne die spezifischen Begehungsmethoden
zu betrachten, wäre es aufgrund der weit verzweigten Organisation der
Täter grundlegend falsch, das Thema isoliert im eigenen Land zu
behandeln", sagt Sven Karge.
eco (www.eco.de) ist seit über zehn Jahren der Verband der Internetwirtschaft in Deutschland. Die mehr als 300 Mitgliedsunternehmen beschäftigen über 200.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von ca. 40 Mrd Euro jährlich. Im eco-Verband sind die rund 130 Backbones des deutschen Internet vertreten. Verbandsziel ist es, die kommerzielle Nutzung des Internet voranzutreiben, um die Position Deutschlands in der Internet-Ökonomie und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Der eco-Verband versteht sich als Interessenvertretung der deutschen Internetwirtschaft gegenüber der Politik, in Gesetzgebungsverfahren und in internationalen Gremien.
Quelle: Pressemitteilung eco Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.