Wird Gedankenkontrolle bald Realität?
Archivmeldung vom 06.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, aber die Software-Firma Emotiv hat ein Headset zur Messung von Gehirnströmen entwickelt, das es seinen Benutzern erlaubt, einfache Aufgaben, wie zum Beispiel die Steuerung eines ferngesteuerten Modell-Autos ausschließlich mit der Kraft ihrer Gedanken zu erledigen. Was auf den ersten Blick noch nicht wirklich spektakulär klingt, dokumentiert jedoch welches immense Potenzial in dieser Zukunfts-Technologie steckt.
Unter anderem erhofft man sich von der Entwicklung solcher Headsets eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität von querschnittsgelähmten Menschen, wenn man sie in die Lage versetzt, zum Beispiel einen elektrischen Rollstuhl nur mit Gedankenkraft zu steuern.
Eine weitere Idee ist es, diese Technologie soweit weiterzuentwickeln, dass auch die Computersteuerung allein mit dem Kopf möglich wird. Es genügt dann zum Schreiben eines Textes sich diesen vorzustellen und man kann zusehen, wie der Computer seine Gedanken niederschreibt.
Auch wenn damit noch jede Menge weiterer Anwendungsgebiete denkbar sind – von Videospielen wie World of Warcraft bis zu weiteren medizinischen Anwendungen – werden EEG-Headsets aktuell in erster Linie für wissenschaftliche und psychologische Zwecke genutzt. Die Technologie erlaubt es Wissenschaftlern die Gehirnwellen von Probanden zu messen, während diese bestimmten Tätigkeiten nachgehen.
Die Ergebnisse können grafisch dargestellt werden, so dass man sehr gut sehen kann, welche Areale des Gehirns in welcher Situation besonders aktiv sind oder ob es Unterschiede zwischen unterschiedlichen Testteilnehmern gibt.
So wurden die EEG-Headsets von Emotiv vor kurzem dazu verwendet, die Gehirnwellen professioneller Pokerspieler zu messen und mit denen von Anfängern und Fortgeschrittenen zu vergleichen (siehe http://www.yourbrainonpoker.com/de).
Mit sehr interessanten Ergebnissen. So konnte man nicht nur sehen, welche Bereiche des Gehirns wann und wie stark beansprucht waren, es wurden auch weitgehende Unterschiede zwischen den Spielerklassen sichtbar.
Es zeigte sich zum Beispiel, dass Profis offensichtlich in der Lage sind, nicht nur ihre Emotionen besser zu kontrollieren, als die weniger geübten Spieler, sondern gleichzeitig spürbar länger konzentriert zu bleiben.
Beides führt dazu, dass aus einem ‚zufälligen Glückspiel‘ ein Spiel wird, das man sehr wohl mit Übung und Erfahrung für sich entscheiden kann. Ein weiteres Ergebnis war der Nachweis, dass Fähigkeiten wie Emotions- und Selbstkontrolle bzw. generell mentale Stärke offensichtlich trainierbar sind. Schließlich kommt kein Mensch als Pokerprofi zur Welt, sondern wird erst durch Training und Übung dazu.
Einer der wesentlichsten Durchbrüche auf dem Weg zu solchen Tests ist die Verfügbarkeit von EEG-Hard- und Software zu erschwinglichen Preisen, die es auch für Hobbyanwender und Privatpersonen möglich machen, diese Technologie einzusetzen, um die Geheimnisse unseres Gehirns zu erforschen. Niedrige Preise demokratisieren diesen Prozess und machen Testanordnungen und Anwendungen möglich, deren Umsetzung bisher an den zu hohen Anschaffungskosten für die Technik gescheitert ist.
Alles zusammen wird Entwicklungen und Innovationen hervorbringen, an die wir heute noch gar nicht denken. Bis dahin müssen wir uns weiterhin mit Science-Fiction-Filmen begnügen. Allerdings mit der Aussicht, dass das alles schon bald gelebte Realität sein könnte.