YouTube integriert Videobearbeitung
Archivmeldung vom 16.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit diesen Mittwoch, rollt YouTube ein neues Feature aus. User haben nun die Möglichkeit, ihre hochgeladenen Videos online zu bearbeiten. Dabei umfasst die Werkzeugpalette auch wichtige Funktionen wie Farbtonmanipulation und Videostabilisierung sowie einige Effekte. Hendrik Speck, Experte für Digitale Medien an der FH Kaiserslautern, sieht im pressetext-Gespräch in den neuen Tools eine logische Ausweitung des YouTube-Angebots. Im Abflauen des Social-Media-Hypes schlägt für viele Plattformen nun die Stunde der Wahrheit.
Ein Klick auf "Video bearbeiten" genügt und schon kann der Nutzer, sofern die neuen Dienste für ihn schon freigeschalten sind, mit den Editiertools experimentieren. Mit wenigen Handgriffen lassen sich Videos rotieren, ausleuchten oder die Farbgebung anpassen. Anschließend kann das Bild mit verschiedenen Filtern überlagert werden, darunter Sepia-Tönung oder ein Lomo-Effekt.
Neben der kreativen Freiheit, die den Usern damit offen steht, möchte Google auch die Qualität des usergenerierten Contents heben. "Wir haben festgestellt, dass die Videos, die viele Leute hochladen, etwas aufbereitungsbedürftig sind", fasst Produktmanager Jason Toff diesen Umstand in Worte. Der Großteil der auf YouTube eingestellten Filme sind Amateurprodukte, die oftmals entsprechend aussehen.
Eine logische Weiterentwicklung des Angebots sieht auch Experte Speck. Auch er bestätigt, dass der von den Nutzern erstellte Content nur selten professionelles Qualitätsniveau erreicht. Diese Tatsache spricht auch dafür, dass die neuen Funktionen wohl schnell angenommen werden. "Der Großteil der User wird weder Zeit noch Geld in den Erwerb und die Bedienung von Spezialanwendungen wie Videoschnittsoftware investieren", so der Fachmann. "Es wird also immer Interesse daran geben, einfache Tools zur Verfügung zu haben." Speck sieht eine zunehmende Verlagerung solcher Dienste ins Web.
Tage der Wahrheit
Jedoch steckt mehr als das Bemühen um den Komfort der YouTuber hinter dem Update, meint Speck im pressetext-Interview. So erhöht die Online-Videobearbeitung die Verweildauer auf den Portal, was wiederum einen werbetechnischen Vorteil mit sich bringt. Überhaupt wird die Suche nach neuen Geldquellen eine wichtige Rolle für die Videocommunity als auch andere Größen des Social Web spielen. "Der Social-Media-Hype flaut ab, die Plattformen müssen nun langsam ihre Rentabilität nachweisen", analysiert der Medienwissenschafter.
Besonders YouTube ist aufgrund der hohen Bandbreitenkosten und den notwendigen Zahlungen an Urheberrechtsinhaber nicht leicht zu finanzieren. Der Experte erwartet die Erschließung weiterer Geschäftsmodelle abseits von Bannerwerbung und Overlay-Textlinks in naher Zukunft. So rechnet er damit, dass sich die Seite auch zum Online-Filmverleih aufschwingen wird. "Das Mitschneiden am Profit für das Streamen eines HD-Kinofilms ist wesentlich lukrativer als die bisherige, konventionelle Werbung", erklärt Speck.
Auf YouTube dürfte auch ein gewisser Druck lasten. Google hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass man dort gewillt ist, langfristig unprofitable Angebote über Nacht dichtzumachen.
Quelle: www.pressetext.com / Georg Pichler