Ist mein Kind ein Medien-Junkie?
Archivmeldung vom 03.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie viel Medienkonsum ist eigentlich gesund? Mit dieser Frage schlagen sich viele Eltern tagtäglich herum, wenn sie beobachten, dass der eigene Nachwuchs stundenlang vor dem Computer hängt, statt zum Sport zu gehen oder unzählige SMS-Nachrichten an Freunde verschickt, statt sich mit ihnen zu treffen.
Viele Mütter und Väter sind mit der rapiden Medienentwicklung überfordert und fühlen sich unbehaglich, weil sie nicht wissen, was ihre Kinder in der unüberschaubaren Welt der Medien treiben ...
In beinahe regelmäßigen Abständen schnappen wir Berichte von Amokläufen Jugendlicher auf, die zwanghaft gewalttätige Computerspiele konsumieren oder lesen über fettleibige, vereinsamte Kinder, die ihre gesamte Freizeit vor dem Fernseher verbringen - kein Wunder also, dass wir uns fragen, wie wir unser eigenes Kind davor bewahren können. Aber sind daran tatsächlich die Medien schuld?
"Selbstverständlich kann zu viel Fernsehen einen Beitrag zur Fettleibigkeit unserer Kinder leisten und es ist auch möglich, dass Gewaltspiele als Vorbild für Gewalttaten an Schulen dienen, aber die Medien alleine können wir dafür nicht verantwortlich machen", ist Bettina Pirker, Gründerin des Vereins medien.kultur.raum in Klagenfurt, das Konzepte und Weiterbildungsangebote für Eltern und Kinder entwickelt, überzeugt. "Auch der Ernährungs- und Erziehungsstil der Eltern oder das soziale Umfeld spielen hier eine wesentliche Rolle; die Medien sind weder ein Fluch noch ein Segen, sondern ein Werkzeug, das, wenn es kompetent angewendet wird, uns Informationen und Unterhaltung bieten kann."
Der Umgang mit digitalen Technologien ist heute für Kinder und Jugendliche so gut wie immer selbstverständlich, denn sie sind zu einer Zeit aufgewachsen, in der Handy, Computer, Internet oder MP3 bereits im Alltag verfügbar waren. Für diese Generation, die keine Berührungsängste mit neuen Medien kennt, wurde bereits ein eigener Begriff geprägt: Sie sind die "Digital Natives", die die Nutzung der neuen Technologie so ungezwungen erlernt haben wie ihre Muttersprache und das Internet, die Digitalkamera oder den Controller wie Werkzeuge verwenden, ohne viel darüber nachzudenken.
Aber was ist mit ihren Eltern? Viele plagen sich damit und haben das ungute Gefühl, den Anschluss zu verlieren. "Wenn wir die heutige Medienwelt mit jener vergleichen, in der wir gelebt haben, als wir Kinder und Jugendliche waren, dann fällt auf, wie rasant sich die Medien in den letzten Jahren weiterentwickelt haben", so die Medienpädagogin Caroline Weberhofer vom Institut medien.kultur.raum. "Die Kinder von heute wachsen mit all den Entwicklungen der Medien auf und lernen daher im Umgang mit ihnen vieles leichter als die Generationen davor", weiß die Expertin, selbst Mutter von zwei Töchtern, aus ihrer Erfahrung zu berichten.
Wie also können wir den Medienkonsum unserer Kinder in die richtigen Bahnen lenken und sogar selbst vom Medienwissen unserer Kinder profitieren? Ihr Expertinnen-Wissen haben Caroline Weberhofer und Bettina Pirker in dem soeben erschienenen Buch "Schöne bunte Medienwelt. Was macht mein Kind im Medien-Dschungel?" (Goldegg-Verlag) zusammengetragen. Anhand vieler konkreter Beispiele aus dem Alltag und zahlreicher praktischer Tipps schildern die Autorinnen, wie unsere Kinder trotz der Medienflut eine glückliche Kindheit verbringen und durch richtige Mediennutzung für ihr späteres Leben profitieren können.
"Unsere Kinder und Jugendlichen beherrschen vielleicht das Medien-Handwerk und können sich problemlos jede erdenkliche Information verschaffen - das heißt aber nicht, dass sie verstehen, wie Medien funktionieren", wissen die Expertinnen. "Sie müssen lernen, die Medien kritisch zu hinterfragen und die Fülle an Informationen richtig zu bewerten, kurz: Sie brauchen Hilfe bei der Bildung von Medienkompetenz." Dafür müssen die Eltern, Lehrerinnen und Erzieher auch an ihrer eigenen Medienkompetenz arbeiten und die eigenen Medienkonsum-Gewohnheiten hinterfragen. Die Vorbildwirkung ist also ein entscheidender Faktor!
"Schöne bunte Medienwelt" begleitet in mehreren Kapiteln durch den Medien-Dschungel, der heute unseren Alltag durchzieht: vom Fernseher über die Musik, das Internet und die Computerspiele. Ein Kapitel widmet sich ausführlich einem unserer ältesten Medien - dem guten, alten Buch. Es beantwortet die Frage, was wir tun können, damit unsere Kinder gerne jeden Abend vor dem Einschlafen ein Buch zur Hand nehmen und welche Bücher sich dafür besonders eignen.
Besonders wichtig ist es den Medien-Expertinnen, Medien keinesfalls pauschal zu verteufeln: "Bleiben Sie kritisch, sehen Sie aber gleichzeitig die Chancen und Potentiale der Medienwelt!"
Quelle: Goldegg Verlag GmbH