Experten sehen für Privatsphäre schwarz
Archivmeldung vom 27.12.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Schutz der Privatsphäre steht weiterhin im Konflikt zu ökonomischen Interessen, wie eine aktuelle Studie des Pew Research Centers zeigt. Demnach sieht eine Mehrheit der Befragten eine weitere Erodierung der Privatsphäre parallel zur zunehmenden Preisgabe an privaten Informationen.
"Seit 2012 wird das EU-Datenschutzpaket verhandelt, es beinhaltet bei Verstößen Pönalen von bis zu fünf Prozent des Unternehmensumsatzes oder 100 Mio. Euro. Solche Summen werden die Unternehmen zwingen, dem Thema Datenschutz mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und da die EU ein großer Markt ist, wird ihre Gesetzgebung auch Unternehmen in Drittstaaten beeinflussen", so Datenschutzexperte Andreas Krisch gegenüber pressetext.
Einigkeit über Status-quo
Laut Lee Rainie, Koautor der Studie und Direktor der Sparte Internet, Wissenschaft und Technologie des Pew Research Centers, ist sich ein Großteil der Experten einig, dass alle, die das Internet nutzen, in einer unvorhergesehener Art allgegenwärtiger Überwachung leben. Mittels Online-Interviews wurden weltweit Experten befragt, von denen rund 2.500 die acht Fragen des Pew Research Centers beantworteten.
Nur ein Teil der Befragten sieht die Möglichkeit, dass sich aufgrund der Beschneidungen der Privatsphäre im digitalen Zeitalter ein neues Modell des Schutzes von Privatsphäre entwickelt. Eine Mehrheit hält genau das für sehr unwahrscheinlich, unter anderem weil Unternehmen kaum Anreize hätten, den Status-quo wieder aufzugeben.
Grundrechte versus Ökonomie
"Persönliche Daten sind der Rohstoff der Wissensgesellschaft", zitiert die Studie Leah Lievrouw von der University of California, Los Angeles. Das Sammeln von Daten sei Herzstück der Unternehmensmodelle der erfolgreichsten Technologieunternehmen, zunehmend aber auch in klassischen Sparten. Krisch erinnert hier an gültiges Recht: "Eine Zustimmung zur Verarbeitung privater Daten ist nur gültig, wenn dem Zustimmenden auch klar ist, wie die Daten verarbeitet werden."
Auch das Prinzip der Freiwilligkeit der Preisgabe von Daten sei ein zentraler Punkt. Die Preisgabe von Daten erfolge oft nicht wirklich freiwillig - wenn etwa eine Versicherung nur leistbar wird, wenn persönliche Daten für eine niedrige Risiko-Einschätzung und eine dementsprechend niedrige Prämie bekannt gegeben werden müssen. "Hier wird das Versicherungsprinzip ausgeschaltet, das geht in eine falsche Richtung und die Politik wird auch hier langsam hellhörig."
Quelle: www.pressetext.com/Irina Theresa Zelewitz