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Problem "Cybermobbing" und "Cyberbullying"

Archivmeldung vom 02.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de

Immer mehr Jugendliche nutzen das Internet oder das Handy, um Hasstiraden gegen Mitschüler zu transportieren oder Intimitäten von anderen zu verbreiten. "Cyberbullying bekommt zunehmend den Charakter einer Trophäenjagd. Nach dem Motto: Wer kann mit Bildern aufwarten, die andere noch mehr bloßstellen", warnt die Professorin Petra Grimm, Medienwissenschaftlerin an der Hochschule für Medien in Stuttgart, im Magazin Reader's Digest. In einer repräsentativen Studie unter 804 Schülern im Bundesgebiet fand Grimm heraus, dass 42,5 Prozent der Befragten schon einmal problematische Handyfilme oder -fotos gesehen hatten.

Ein Teil der Jugendlichen, die schon mit Cyberbullying konfrontiert waren, betonten in der Umfrage, es sei ihnen wichtig, nicht selbst gemobbt zu werden. "Das heißt, sie werden zu Tätern - aus Angst, sonst selbst zu den Opfern zu gehören", erklärt Grimm.

In seiner neuen Ausgabe widmet sich Reader's Digest ausführlich dem Thema. Unter dem Motto "Was treibt Ihr Kind im Netz?" werden Beispiele aufgeführt, wie Kinder und Jugendliche Internet und Handy benutzen, um Kameraden in Misskredit zu bringen. Häufig würden zum Beispiel völlig harmlose Bilder bearbeitet, in dem ein Gesicht mittels Bildbearbeitungsprogramm auf den Körper eines Pornostars montiert wird. In anderen Fällen werden Schüler beim Umkleiden gefilmt. Manchmal sei dies als Spaß gedacht, immer wieder werde so etwas aber auch als Druckmittel genutzt.

"Auch Rache ist ein häufiges Motiv", sagt Dr. Catarina Katzer, Sozialpsychologin aus Köln und Leiterin internationaler Forschungsprojekte zu diesem Thema. Der Mangel an Mitgefühl führe zu niedrigen Hemmschwellen. Katzer beklagt, dass viele Jugendliche die Macht der modernen Kommunikationswege noch immer völlig unterschätzen würden. "Es ist eben nicht so, dass diese Bilder nur bei denjenigen landen, an die sie adressiert sind. Mit einem einzigen Tastendruck lassen Informationen sich nicht nur klassen- oder schul-, sondern möglicherweise sogar weltweit verbreiten."

Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, dass die modernen Kommunikationsmittel mittlerweile den Alltag der Jugendlichen bestimmen. Demnach haben 50 Prozent der Sieben- bis Zwölfjährigen und 95 Prozent der über Zwölfjährigen in Deutschland bereits ein Mobiltelefon, das heute fast immer auch eine Kamera enthält.

Hinzu kommt, dass 90 Prozent der über Zwölfjährigen inzwischen täglich ins Internet gehen; die meisten wissen zudem, wie eine Webcam funktioniert. Vor allem Mobiltelefone würden aus Sicht von Medienwissenschaftlerin Grimm von den Jugendlichen längst "als persönlicher Schatz, als Teil des eigenen Körpers" wahrgenommen. Über soziale Netzwerke wie Facebook oder SchülerVZ seien die Jugendlichen fast pausenlos "auf Sendung". 

In seiner neuen Ausgabe schildert das Magazin Reader's Digest nicht nur die Problematik, sondern es gibt Eltern auch wertvolle Tipps. So raten Experten, dass Eltern mit ihren Kindern gemeinsam einen Chatroom besuchen sollten, um dort nach Bildern von Bekannten zu suchen. Auf diese Weise könnten die Jugendlichen am ehesten verstehen, warum man persönliche Inhalte, insbesondere auch Fotos, nicht ins Internet stellen sollte.

Für den Fall, dass Bilder der Kinder unerlaubt im Netz auftauchen, rät Cybermobbing-Forscherin Catarina Katzer zur Offensive: "Dokumentieren Sie das Geschehene, sammeln Sie Material, machen Sie Screenshots, und gehen Sie damit zur Schulleitung, möglichst auch zur Polizei." Unabhängig davon sei es ratsam, zusammen mit anderen Eltern und Lehrern an der Schule einen Aktionsplan zu erarbeiten. Darin können Ansprechpartner festgelegt sein, an die sich Opfer von Cybermobbing wenden können.

Quelle: Reader's Digest Deutschland

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