Grünes Licht für bessere Displays
Archivmeldung vom 19.06.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Hilfe der Laserprojektionstechnologie soll es in Zukunft möglich werden, auf Bildschirmen das gesamte Farbspektrum darzustellen, Präsentationen auf beliebige, auch gekrümmte Flächen zu projizieren oder Beamer herzustellen, die bei verbesserter Farbtiefe weniger Energie verbrauchen.
Eine der Voraussetzungen für diese Technologie sind grün emittierende
Laserdioden. In einem Projekt am Institut für Halbleiteroptik und
Funktionelle Grenzflächen (IHFG) der Universität Stuttgart werden im
Rahmen der neu eingerichteten überregionalen Forschergruppe 957
"Polarisations-Feld-Kontrolle in Nitrid-Licht-Emittern (Polarization
field control in nitride light emitters)" der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) Halbleiterschichten entwickelt und
hergestellt, die für solche Dioden geeignet sind.
Bisherige grüne Leuchtdioden, wie sie zum Besipiel in Ampelanlagen
eingesetzt werden, erfüllen die für Laserverfahren erforderliche
Qualität noch nicht. Dies liegt daran, dass das geeignete
Halbleiter-Material, Kristalle auf Gallium-Indium-Nitrid-Basis (GaInN),
sich bisher nicht in der notwendigen Perfektion herstellen lässt. Vor
diesem Hintergrund arbeitet die Forschergruppe an Halbleiterschichten
mit hohen Anteilen von Indium, einem chemischen Element, das bei der
Farbsteuerung insbesondere für den grünen beziehungsweise roten
Spektralbereich entscheidend ist. Durch die Zugabe von Indium soll die
Materialqualität der Kristalle verbessert werden. Allerdings entstehen
mit wachsendem Indium-Anteil Felder mit hoher Polarisation. Diese
reduzieren die Lichtausbeute erheblich und erhöhen die
Betriebsspannung, was sich in einem höheren Energieverbrauch sowie in
einer Erwärmung des Bauteils und somit in deutlich schlechteren
Lasermerkmalen niederschlägt. Deshalb ist es erforderlich, diese
Polarisationsfelder klein zu halten beziehungsweise zu eliminieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelten die Wissenschaftler ein neues
Produktionsverfahren auf Gallium-Nitrid-Basis, das ein
Halbleiter-Wachstum auf weniger polaren Kristallflächen ermöglicht.
Die Wissenschaftler um Prof. Peter Michler und Dr. Michael Jetter am
IHFG der Uni Stuttgart scheiden hierfür GaInN-Schichten auf
semi-polaren Seitenflächen von Mikropyramiden ab, bei denen der
Einfluss des oben erwähnten Polarisationsfeldes relativ stark reduziert
ist. Auf diesen Seitenflächen wird auch ein unterschiedlicher
Indium-Einbau in den Kristall erwartet, der es ermöglicht, deutlich
mehr Indium zu integrieren und gleichzeitig eine homogene
Schichtqualität zu erhalten. Optische Untersuchungen erlauben es, die
elektrischen Felder lokal, auf einer Größenskala von Mikrometern, zu
untersuchen und Fluktuationen in der Emission des Lichts zu erkennen.
Beteiligt sind an dem Projekt neben der Universität Stuttgart führende
Wissenschaftler der ETH Zürich, der Universitäten Ulm, Magdeburg,
Regensburg sowie der Technischen Universitäten Berlin und Braunschweig.
Sprecher sind Prof. Ferdinand Scholz von der Universität Ulm und Dr.
Ulrich Schwarz von der Universität Regensburg. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft unterstützt das Projekt über die nächsten drei
Jahre mit mehr als 1,8 Millionen Euro, die Schweizer Projektgruppe wird
vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert. Mit ihrer einzigartigen
Kombination von Wachstums- und optischen Experimenten möchten die
Mitglieder der Forschergruppe entscheidend zur Entwicklung von grünen
nitridischen Halbleiterlaserdioden beitragen und darüber hinaus das
Potenzial des Materialsystems zur Herstellung effizienter
Gallium-Indium-Nitrid Leuchtdioden bis in den roten Spektralbereich
ausnutzen.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.