Britische Armee rüstet mit smarten Textilien auf
Archivmeldung vom 05.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Unternehmen Intelligent Textiles arbeitet an neuen Uniformen für die britische Armee http://army.mod.uk . Diese sind bestückt mit intelligenten, leitfähigen Textilien, die Energie- und Datenströme leiten können. Damit sollen in Zukunft zahlreiche Probleme durch aufwendige Verkabelung vermieden und die Soldaten entlastet werden. Wolfgang Uedelhoven, Leiter des Geschäftsfeldes Ausrüstung Soldat, Bekleidung, textile Tarnung und technische Textilien beim Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe, sieht in leitfähigen Textilien ein hohes Potential für Anwendungen im militärischen Bereich.
Die leitfähigen Stoffe werden direkt in die Soldatenbekleidung eingearbeitet und erlauben die Nutzung einer zentralen Energiequelle, berichtet die BBC. Mit der Kleidung verbundene Elektronik könnte sich aus dieser speisen, der Transport und der Austausch mehrerer, verteilter Batterien wäre damit hinfällig. Der Weg über die Kleidung erleichtert zudem das Handling, denn Risiken wie sich verheddernde Kabel oder der Ausfall von Geräten durch deren Bruch wären damit ausgeräumt.
"Wir haben leitfähigen Stoff, der Strom und Daten dorthin bringt, wo sie benötigt werden", so Asha Thompson, CEO des Unternehmens. "Dadurch ermöglichen wir auch mehrfache Redundanz, so dass es bei Beschädigung oder Rissen in der Kleidung möglich ist, Umwege zu nehmen." Integriert sind die "smart fabrics" in Weste, Shirt, Rucksack, Handschuhe und Waffenplattform, die Übertragung von Strom ist bis in den Helm möglich. Die Entwicklung wird vom Center for Defence Enterprise mit rund 281.000 Euro mitfinanziert. Dort forscht man an Wegen, die physische und kognitive Belastung von Soldaten zu reduzieren.
Leichtere Ausrüstung notwendig
Das Potenzial zur Gewichtsreduktion sieht auch Uedelhoven als eines der wichtigsten Vorzüge für leitfähige Textilien. "Derzeit ist ein Ausrüstungsumfang von 60 Kilogramm und mehr keine Seltenheit", erklärt der Fachmann. Er geht davon aus, dass die neuartigen Stoffe sich im militärischen Bereich langfristig als Standard etablieren werden.
Bevor diese jedoch ihren Einsatz in der Praxis finden, sind noch einige Hürden zu nehmen. "Auf europäischer Ebene läuft derzeit die Normung der Prüfverfahren", schildert der Experte. Neben der Unterscheidung zwischen funktionalen und intelligenten Textilien geht es etwa darum, verbindliche Kriterien und Teststandards für diese zu finden. Auch die Deutsche Bundeswehr beschäftigt sich mit den modernen Materialien. Laut Uedelhoven läuft die Entwicklung verschiedener Lösungen bereits, einige davon werden auch schon ersten Tests unterzogen.
Erster Probelauf im Mai
Intelligent Textiles will seine Technologie im Mai ersten Feldtests unterziehen, um die Wetterbeständigkeit zu prüfen. Erste praktische Verwendung steht bis Ende des Jahres in Aussicht. Bis Hightech-Uniformen jedoch breiten Einsatz finden, dürften noch zwei bis drei Jahre vergehen. Als größte Hürde gilt aktuell die Herstellung von Kompatibilität zu älteren Teilen der Ausrüstung.
Quelle: www.pressetext.com/Georg Pichler