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ACI: Der Boss ist erst zehn Jahre alt

Archivmeldung vom 31.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jungunternehmer Robin Lohmann (34) aus Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) wurde im eigenen Hause von einem zehnjährigen Jungen als jüngster Chef getoppt. Mohammad Ahmad Thani Obdaid Thani Al-Muhairi ist erst zehn Jahre alt und schon Boss zweier ACI-Firmen in Dubai: der ACI Real Estate LLC und des ACI Investment Project LLC. Robin Lohman ist dort sein Manager.

Das fand GoMoPa-Korrespondent Martin Kraeter (www.gomopa.net) zusammen mit Rechtsanwalt Hartmut Göddecke bei Recherchen im Departement of Economic Development (DED) in Dubai heraus, wo die genauen Firmenstrukturen des deutschen Fondsanbieters Alternative Capital Investment (ACI) aus Gütersloh eingetragen sind.

Damit sitzt also ein Zehnjähriger auf 300 Millionen Fondsgeldern, die deutsche, österreichische und schweizerische Anleger der ACI zum Bau von Türmen anvertrauten - die sogar von Boris Becker, Michael Schumacher und Niki Lauda beworben wurden. Die Projekte sind pleite, das Geld der Anleger wohl verschwunden.

Zur Beruhigung der Anleger hat der Vertrieb der ACI am 2. September 2009 in die Gütersloher Stadthalle zu einer Krisensitzung eingeladen. Die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Nur mit Ausweiskontrolle gelangen Anleger und Vermittler hinein. Die einzige Frage, die alle bewegt, lautet: Wo sind die 300 Millionen Euro geblieben?

Ob Juniorchef Robin Lohmann (34) kommen wird, ist fraglich. Er musste in Dubai seinen Pass abgeben, weil die dortige Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen veruntreuter Gelder ermittelt. Zu sagen hätte er nichts. Denn keine der vier ACI-Firmen in Dubai gehört mehr dem Gütersloher Unternehmen von Lohmann.

Die ACI Real Estate LLC und die ACI Investment Project LLC gehören zu 100 Prozent dem zehnjährigen Moammad und seinem Vater, Ahmad Thani Obaid Thani Al-Muhairi (41). Aber auch die beiden anderen ACI-Firmen in Dubai, die ACI General Trading Co LLC und ACI Consultancy, sind fest in der Hand eines einheimischen Besitzers: des Emiratis Ahmad Nasrulla Ismail Al-Ahmadi (57).

Al-Ahmadi besitzt aber nicht nur zwei ACI-Firmen als Mehrheitsgesellschafter beziehungsweise nationaler Agent, ihm gehört auch die YAMA International Commercial Broker LLC. Das ist die Firma, die alle ACI-Investmentobjekte im Dezember 2008 für 50 Millionen Euro offiziell gekauft hatte und dann nicht zahlen konnte. Weshalb die Anleger seit März 2009 in Deutschland vergeblich auf die versprochene Auszahlung von 50 Millionen Euro warten.

Die Lizenz der Yama war beim Verkauf schon ein Jahr abgelaufen

Die YAMA International Commercial Broker LLC wurde am 16. Oktober 1999 zum Handel mit Geschenken, Spielzeug, Kohle und Feuerholz gegründet. Die Firmenlizenz war aber bereits am 15. Oktober 2008 abgelaufen und wurde nicht verlängert. Der Verkauf fand also an eine Firma statt, die es zumindest von der VAE-Gewerbeerlaubnis her gar nicht mehr gab.

Und der Besitzer dieser Scheinfirma YAMA ist zugleich Mehrheits-Besitzer und nationaler Agent der beiden ACI-Firmen ACI General Trading Co LLC und ACI Consultancy. Die YAMA und die ACI Consultancy hatten sogar dieselbe Postfachnummer.

Im Schreiben vom 3. Juli 2009 teilte die Geschäftsführung der ACI-Fonds den Anlegern per Rundschreiben mit, dass man den Kaufvertrag mit der YAMA International LLC einfach rückabgewickelt habe. Eigentlich hätte man sogar YAMA weit über das haftende Eigenkapital hinausgehend in die Vollhaftung nehmen können. Aber wer vollstreckt schon bei sich selbst? Dazu Hartmut Göddecke, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus Siegburg (Nordrhein-Westfalen): "Im Rahmen von Beitreibungsversuchen des fälligen Kaufpreises wäre es zumindest möglich gewesen, den (wahrscheinlich) vertragsunterzeichnenenden General Manager Omar Al-Sheikh wie auch alle Gesellschafter der YAMA festzusetzen (Passeinzug bis Arrest/Haft). Dies wurde verhindert, indem mittlerweile der Kaufvertrag ohne Beschluss der Fonds-Gesellschafter rückabgewickelt wurde."

Wie geht es weiter?

Martin Kraeter, GoMoPa-Korrespondent und fest in Dubai ansässiger Unternehmer und Treuhänder: "Offen ist die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Rückabwicklung des Kaufvertrages mit YAMA, die anscheinend im stillen Kämmerlein vollzogen worden war. Immerhin waren 2008 für die Auflösung der Fonds mit anschließendem Abverkauf an YAMA aus Sicht der Fondsgeschäftsführung qualifizierte Gesellschafterbeschlüsse nötig, die auch eingeholt wurden. Die Wiederherstellung des Ursprungszustandes der Fonds – nunmehr pikanterweise erweitert um die bislang vermiedene Steuerpflicht der Anleger – war es hingegen wohl nicht der Mühe wert, nochmals die Gesellschafter hierzu mit Beschlussvorlagen zu belästigen."

Die rechtlichen Konsequenzen

„Die Anleger haben bei einer solchen Maßnahme ein gesetzlich verbrieftes Mitbestimmungsrecht, zumal die Liquidation des Fonds beschlossene Sache war und die Abwicklungsphase eingeläutet worden ist“, betont Hartmut Göddecke, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus Siegburg (Nordrhein-Westfalen).

Aus straf- und zivilrechtlicher Sicht fragt sich seit der Rückabwicklung so mancher: Was mag die Fondsgeschäftsführung wie auch die Treuhandkommanditistin getrieben haben, in „Gutsherrenmanier“ über angeblich formal einwandfreie Kaufpreisansprüche bei gleichzeitiger 100prozentiger Schonung eines säumigen Käufers derart zu Ungunsten der eigenen Anleger zu verfügen? Rechenschaftslegung gegenüber den Kapitalgebern sucht man bislang vergebens – nicht einmal ein Wort darüber, welche Kosten im Rahmen der Rückabwicklung auf die ACI-Fonds in Schieflage zukommen.

Da kann ein Blick ins ferne Dubai – beziehungsweise genauer in die Registerakten des Dubai Department for Ecomomic Development (DED) – einige Klarheit bringen.

Die ACI-Strukturen in Dubai – ein „Schwarzes Loch“ für deutsche Anlegergelder?

Martin Kraeter erläutert hierzu: „Chronologisch, in der Reihenfolge ihres Auftritts auf der Unternehmensbühne, wurden von Robin Lohmann beziehungsweise dessen Partnern unter der allgegenwärtigen Flagge ACI vier Firmen im Emirat Dubai gegründet und beim DED lizensiert: Im Oktober 2004 die ACI General Trading LLC, im September 2006 die ACI Real Estate LLC, im Juli 2007 die ACI Consultancy als Personengesellschaft sowie im Dezember 2007 die ACI Investment Project LLC.“

Alle drei Kapitalgesellschaften haben gemeinsam, dass ihr Geschäftsführer jeweils der Deutsche Robin Lohmann ist. Und zumindest die ACI General Trading LLC weist eine für Dubai beziehungsweise die VAE typische Eigentümerstruktur auf: 51 Prozent gehören einem VAE-Staatsbürger namens Ahmad Nasr (Nasrulla) Ismail Al-Ahmadi, 25 Prozent gehören Robin Lohmanns Jugendfreund Marc Oliver Hühn, 24 Prozent ihm selbst. Kraeter erläutert: „Hintergrund einer solchen Verteilung ist, dass sich Kapitalgesellschaften in den VAE von Gesetz wegen zu mindestens 51 Prozent im Besitz eines Inländers befinden müssen.“

Doch bei der ACI Real Estate LLC wie auch bei der später gegründeten ACI Investment Project LCC weicht diese übliche „51 zu 49“-Eigentümerstruktur massiv ab: Einzige Gesellschafter der ACI Real Estate LLC sind ein Herr Ahmad Thani Obaid Thani Al-Muhairi und sein 10 Jahre alter Sohn Mohammad. Da dieser auch nach VAE-Gesetzen noch gar nicht geschäftsfähig ist, erübrigt sich eine Verteilung der Geschäftsanteile, da sie sowieso allesamt vom Vater verwaltet werden.

Diese de facto im Alleinbesitz von Ahmad Thani Al-Muhairi befindliche Gesellschaft ist dann wiederum 95prozentige Teilhaberin der ACI Investment Project LLC. Aber auch die verbleibenden 5 Prozent gehören einem schon Bekannten – Ahmad Thani Al-Muhairi.

Kraeters Zusammenfassung hierzu: „Es ist festzuhalten: Die ACI-Fonds und deren allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeblich eingesammelten 300 Millionen Euro werden ACI-Unternehmensmitteilungen zufolge im fernen Dubai maßgeblich von den beiden Firmen ACI Real Estate LLC sowie ACI Investment Project LLC mittelverwendet. Aber diese beiden Gesellschaften befinden sich weder anteilig, noch wie üblich praktiziert und geschweige denn alleinig im Besitz von ACI (wer immer das formaljuristisch sein mag) – sie sind stattdessen zu 100 Prozent fest in emiratischer Hand.“

Aber noch spannender wird es, wenn man zusätzlich zu den ACI-Registerunterlagen auch noch Einsicht in eine weitere Registerakte nimmt, um sich die Strukturen eines seit Monaten „klammen“ Investitionsobjektkäufers anzusehen – YAMA.

YAMA als Käufer nur ein „Fake“?

Die YAMA International Commercial Broker LLC – so der exakte Firmenname gemäß DED-Firmenregister – erscheint dem Betrachter zunächst wie eine der zahlreichen soliden Handelsfirmen im Emirat Dubai: Gegründet im Oktober 1999, weit vor dem Einsetzen des Dubai-Booms, gab diese Gesellschaft als Geschäftszweck den Handel mit Geschenken, Spielzeug, Spielen, Kohle und Feuerholz an. Auch die Eigentümerstruktur ist „handelsüblich“: 24 Prozent gehören dem Kanadier Wadir Basset, 25 Prozent dem Jordanier Omar Mahmood Mohammed Al-Sheikh – der ist zugleich Geschäftsführer –, und die obligatorischen 51 Prozent sind in „emiratischer Hand“ bei Ahmad Nasr (Nasrulla) Ismail Al-Ahmadi. Nur dass die Lizenz seit 15. Oktober 2008 abgelaufen ist, macht bei einem Handelsunternehmen etwas nachdenklich, da ohne gültige Lizenz auch keine Importe und Exporte möglich sind. Das dürfte für ein Handelsunternehmen doch eine der Kernbeschäftigungen darstellen.

STOP – Al-Ahmadi? Richtig, das war doch auch der 51prozentige Gesellschafter der ACI General Trading LLC, gegründet 2004! Und weiter taucht der gleiche Al-Ahmadi als sogenannter „National Service Agent“ in den Registerunterlagen der ACI Consultancy auf!

Kraeter versucht hier eine zusammenfassende Bewertung dieser doch ungewöhnlichen Gemengelage: „Gemeinsames unternehmerisches Handeln von Robin Lohmann und Nasrulla Al-Ahmadi ist in Dubai seit Oktober 2004 mit der Gründung der ACI General Trading LCC urkundlich erwähnt. Dieses gemeinsame Handeln scheint auch eine dauerhafte Geschäftsbeziehung zu sein, sonst wäre Nasrulla Al-Ahmadi wohl kaum im Juli 2007 zum „National Service Agent“ – die abgewandelte Form des „Local Sponsor“ bei Personengesellschaften – der ACI Consultancy bestellt worden.“

An die im Mehrheitsbesitz des Nasrulla Al-Ahmadi befindliche YAMA LLC werden dann im Dezember 2008 sämtliche Investitionsobjekte der ACI II. bis V. Dubai Tower KGs verkauft. Diese YAMA LLC kann den Kaufpreis nicht zahlen, wird aber vom Verkäufer auch nicht weiter bedrängt, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Stattdessen und im Gegenteil wird der Kaufvertrag trotz stark verschlechterter Marktlage und Steuersituation einfach wieder rückabgewickelt.

Kraeter hierzu: „In Dubai ist für solche Vorgehensweisen eine klare Namensgebung üblich – Monkey Business! Hinzu kommt noch ein klarer schuldrechtlicher Aspekt zu Gunsten der Anleger, nämlich die Tatsache, dass YAMA zum Zeitpunkt des Kaufvertragsabschlusses und auch bis heute nicht über eine gültige Firmenlizenz verfügt hat. Dies bedeutet klare persönliche Haftung des Geschäftsführers und aller Gesellschafter, was aber von ACI weder ausgenutzt noch wenigstens angedroht wurde, um die Kaufpreiszahlung zu realisieren.“

Der Siegburger Anwalt Göddecke fügt hinzu: „Spannend mag sein, mehr über die Motive zu erfahren, die einen Fonds-Initiator dazu bewogen haben müssen, solche Vorort-Strukturen zu developen – obwohl die Gesetze des Landes ohne jeglichen Aufwand zumindest einen 49prozentige Anteil an mit Anlegergeldern finanzierten Gesellschaften zu halten erlauben. Ebenfalls dürften jetzt die deutschen Treuhänder die Haftungsschlinge fürchten.“

Die Kanzlei Göddecke hat sich in den vergangenen 15 Jahren auf die bundesweite Vertretung von Betroffenen gescheiterter Kapitalanlagen und Kreditfinanzierungen sowie Versicherungsfällen konzentriert. Sie betreut unter anderem Fälle des gesamten Bank-, Börsen- und Wertpapierrechts, des weißen und grauen Kapitalanlagemarktes als auch Fragen zur Vermögensverwaltung einschließlich der damit zusammenhängenden Fragen dazugehöriger Rechtsgebiete.

KLP Group Emirates ist ein auf Firmengründungen und internationale Enterprise-Strukturen spezialisierter Unternehmens- und Treuhanddienstleister, fest ansässig in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate). Im Vordergrund der Betreuung europäischer Klienten stehen hier komplexe Steuer-, Außensteuer- und Wirtschaftsrechtsfragen.

Quelle: GoMoPa

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