Landminen: Opferzahlen steigen - Hilfsbereitschaft sinkt
Archivmeldung vom 14.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) hat am heutigen Tag ihre Jahresbilanz, den Landmine Monitor 2006 veröffentlicht. Laut ICBL stieg die Zahl der registrierten Opfer von Landminen und Blindgängern im Jahr 2006 weltweit wieder auf 7.328, wobei die Dunkelziffer, so schätzt die ICBL nach wie vor bei 15.000 - 20.000 Opfern pro Jahr liegen dürfte.
Zudem müssen weltweit bis zu 500.000 Menschen, die einen Unfall mit
Landminen und Blindgängern überlebt haben, versorgt und rehabilitiert
werden. Dennoch sanken die Ausgaben für Minenaktionsprogramme im Jahr
2005 weltweit um 5,8 % auf 376 Mio. Dollar. Am stärksten betroffen
von den Kürzungen sind der Irak (53%), Afghanistan (27%) und
Kambodscha (43%). Laut ICBL gelten immer noch 78 Staaten als
minenbelastet.
Vor diesem Hintergrund und einer auch von der Bundesregierung
geplanten Kürzung der Mittel für Minenaktionsprogramme um 30 % auf 12
Millionen Euro, warnt Thomas Gebauer von medico international: "Es
ist schlichtweg unverantwortlich die Ausgaben für
Minenaktionsprogramme derart zu senken und damit die
Erfolgsgeschichte der Ottawa Konvention leichtfertig aufs Spiel zu
setzen."
"Die Bundesregierung muss die Mittel für Minenaktionsprogramme im
Bundeshaushalt 2007 wieder auf mindestens EUR18 Millionen Euro
anheben", fordert Volker Riehl, Vorstand von Aktionsbündnis
Landmine.de. Riehl betont: "Es steht heute schon fest, dass viele
Staaten ihrer Verpflichtung nicht nachkommen können, alle
Antipersonenminen aus Lagern und verminten Gebiete auf eigenem
Territorium innerhalb von 10 Jahren zu räumen bzw. zu zerstören".
Dies betrifft vor allem Länder wie Bosnien, Kroatien und Kambodscha
aber auch Angola, Afghanistan oder Mosambik.
Laut Landmine Monitor setzten im Jahr 2005 neben 13
nicht-staatlichen Akteuren nachweislich auch Myanmar, Nepal und
Russland Antipersonenminen ein. Auch Antifahrzeugminen verursachen
viele Unfälle, wie z.B. in Afghanistan, wo allein im Jahr 2005 über
100 Vorfälle registriert wurden.
Der Landmine Monitor verweist auf die steigende Zahl (26) derjenigen Ottawa-Vertragsstaaten, die auch "Antifahrzeugminen" durch den Ottawa-Vertrag als verboten betrachten. Mittlerweile hat auch Deutschland laut ICBL erklärt, dass alle Minen - gleichwie sie bezeichnet werden - unter das Verbot fallen, so sie unbeabsichtigt von einer Person ausgelöst werden können. "Auch wenn Deutschland den schrittweisen Abbau seiner Minenbestände angekündigt hat, ist nicht beabsichtigt, dass alle Minen der Bundeswehr zerstört werden, die von Personen ausgelöst werden können", beklagt Francois de Keersmaeker, von Handicap International Deutschland. De Keersmaeker verweist auf die AT-2 Mine der Bundeswehr, die laut Materialamt der Bundeswehr, über eine Aufhebesperre verfügt, die jede Lageveränderung registriert, was die Auslösung der Mine zur Folge hat. Laut Bundesverteidigungsministerium bleiben Minen auch weiterhin ein wesentliches Mittel zur Auftragserfüllung der Bundeswehr, auch in Bezug auf hochmobile Auslandseinsätze sowie für den Kampf gegen den internationalen Terrorismus.
Quelle: Pressemitteilung Aktionsbündnis Landmine.de