LEGO wird wegen Volksverhetzung angezeigt
Archivmeldung vom 17.01.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTürkische Kulturgemeinde in Österreich greift den Spielehersteller LEGO in Deutschland, Österreich und der Türkei wegen Verhetzung bzw. Volksverhetzung mit einer Sachverhaltsdarstellung an. Betrifft: LEGO Star Wars 9516 - Jabbas Palace. Der Bausatz kostet ca. 139,99 Euro Die Raketen, Kanonen, Waffen wie Laserpistole, Gewehre und Samuraischwerter (dienen als Füße des B'omarr-Mönchs) und Falltüren in der LEGO-Burganlage sind für die Türkische Kulturgemeinde in Österreich pädagogisch bedenklich sogar "pädagogische Sprengstoff für Kinder"
Ein österreichischer Vater meldete sich in der Weihnachtszeit bei der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich und brachte eine Beschwerde vor. Seine Schwester hatte seinem Sohn in guter Absicht den LEGO-Bausatz "Jabbas Palace" des dänischen Spieleherstellers LEGO gekauft. Es stellte sich jedoch heraus, dass die LEGO-Schachtel pädagogischen Sprengstoff enthält. Der Vater reagierte richtig und tauschte den Bausatz im Geschäft um. Dr. Melissa Günes, Generalsekretärin der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich, prüfte die Beschwerde und stellte tatsächlich pädagogisch verwerfliche Mängel und kulturell fragliche Assoziationen am Produkt von LEGO Star Wars fest. Jabba?s Palace von LEGO ist dem Original von Star Wars "so realistisch wie möglich nachgebaut", so Katharina Sasse, Junior Public Relations Manager von EUC Brand Relations (Lego Deutschland) auf Nachfrage von Journalisten.
Bei genauerer Betrachtung sind das fertig zusammengebaute LEGO-Haus und der dazugehörige Turm tatsächlich aber ein 1:1-Abklatsch der Hagia Sophia in Istanbul oder der Moschee Jami al-Kabir in Beirut und eines Minaretts. Die Figur im Turm (Gamorreanische Wache) wäre dann mit einem Vorbeter zu assoziieren (als Krimineller mit Axt und Maschinengewehr!). Im Turm befinden sich mehrere Maschinengewehre. Das Modell ähnelt aber nicht nur einer Moschee, sondern auch einem karolingischen Dom, dem Pantheon in Rom ? heute eine katholische Marien-Kirche ? oder einem hinduistischen oder buddhistischen Tempel oder einem tibetischen Palast. Tatsächlich wird Jabba?s Palace in Star Wars auch von (pseudo-buddhistischen) Mönchen bevölkert. Kurz, das Model ähnelt Sakralbauten, egal ob Kirche, Moschee, Synagoge oder Tempel. Der Terrorist Jabba der Hutte liebt es, Wasserpfeife zu rauchen und seine Opfer töten zu lassen. Es ist offensichtlich, dass für die Figur des hässlichen Bösewichts Jabba und die ganze Szenerie rassistische Vorurteile und gemeine Unterstellungen gegenüber den Orientalen und Asiaten als hinterlistige und kriminelle Persönlichkeiten (Sklavenhalter, Anführer von Verbrecherorganisationen, Terroristen, Verbrecher, Mörder, Menschenopferung) bedient wurden. Erschreckend ist auch die rot-schwarze Teufels-Fratze auf der Schachtel rechts oben, die zumindest ein augenfälliges Signal ist, dass das Spiel nicht unter dem Christbaum am Weihnachtsabend liegen sollte. Die Türkische Kulturgemeinde Österreich behält sich juristische Schritte vor und überlegt, in Deutschland nach dStGB § 300 Volksverhetzung, in Österreich nach StGB § 283 Verhetzung und in der Türkei Klage bei der jeweiligen Staatsanwaltschaft in Form einer Sachverhaltsdarstellung gegen LEGO einzureichen. Den Tatbestand einer Volksverhetzung in der Bundesrepublik Deutschland definiert § 130 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs wie folgt: Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, 1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder 2. Die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Das StGB definiert für die Republik Österreich in § 283 (StGB) den Tatbestand der Verhetzung. In der Schweizerischen Eidgenossenschaft wird in Artikel 261 StGB der Tatbestand ?Rassendiskriminierung? unter Strafe gestellt.
Die Vorwürfe der Türkischen Kulturgemeinde Österreich
- Die Raketen, Kanonen, Waffen wie Laserpistole, Gewehre und Samuraischwerter (dienen als Füße des B'omarr-Mönchs) und Falltüren in der LEGO-Burganlage sind pädagogisch bedenklich.
- Die Kombination aus Tempelbau und Bunkeranlage, aus der geschossen wird, kann für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren sicher nicht geeignet sein, vor allem in Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen in Europa.
- Von einem Spielehersteller, der seit Jahrzehnten pädagogisch wertvolle Spielzeuge und Modelle herstellt, darf man sich mehr Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein erwarten.
Die Forderungen der Türkische Kulturgemeinde Österreich
- Wir fordern LEGO auf, pädagogisch und therapeutisch wertvolles Spielzeug nach neurowissenschaftlichen Erkenntnissen für Kinder von 9-14 Jahren zu erzeugen und nicht weiter auf Kriegsspielzeug zu setzen. Dabei ist zu bedenken, dass auch kleinere Geschwister, Klein- und Kleinstkinder mit den Spielen konfrontiert werden.
- Wir fordern Eltern und Pädagogen auf, kein Kriegsspielzeug oder diskriminierendes Spielzeug zu kaufen oder zu schenken, geschweige denn es zu verwenden!
- Seit Jahrzehnten warnen Pädagogen, Therapeuten, Psychologen, Neueurobiologen und Verhaltensmediziner vor brutalen und verhetzenden Spielen. Was tut die Politik, was tun die Hersteller?
- Wir setzen auf das Verantwortungsgefühl von Eltern, Erziehungsberechtigten und Verwandten, für die Kinder kein gefährliches und pädagogisch verwerfliches Spielzeug anzuschaffen.
- Wir fordern LEGO auf, sich für die Verletzung religiöser und kultureller Gefühle öffentlich zu entschuldigen.
Türkische Kulturgemeinde in Österreich fragt an LEGO bezüglich Ethik, Religion und Ethnokultur
- In Deutschland und Österreich gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg eine starke Ablehnung gegen Kriegsspielzeug. Warum wird es dann immer noch erzeugt und verkauft?
- Inwieweit befasst sich LEGO mit verschiedenen Kulturen in Europa?
- Werden die religiösen Gefühle vom LEGO-Hersteller beachtet und inwiefern?
- Ist die zunehmende ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt in Europa für LEGO ein Thema?
- Wo wird in der Produktpalette den unterschiedlichen religiösen und kulturellen Aspekten Rechnung getragen?
Unsere Fragen an LEGO bezüglich der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse:
- Findet LEGO Spielzeugwaffen und Kriegsspiele für Kinder und Erwachsene (Eltern, Pädagogen, Therapeuten) geeignet?
- Wenn ja, wieso findet LEGO Spielzeugwaffen und Kriegsspiele für Kinder geeignet?
- Wenn nein, warum erzeugt dann LEGO Spielzeugwaffen und Kriegsspiele?
- Welche Maßnahmen setzt LEGO, um für Kinder und Eltern geeignetes Spielzeug zu erzeugen?
- Inwieweit interessiert sich LEGO für die neurobiologischen und kognitiven Lernfähigkeiten von Kindern zwischen 5 und 10 Jahren?
- LEGO ist ein großer Konzern. Gibt es eine eigene LEGO-Forschung, um Folgeschäden von pädagogisch minderwertigem Spielzeug zu untersuchen?
- Von welchen Personen oder Unternehmen wird LEGO bei der Konzeption und Planung von Spielzeug beraten?
- Welche Kontakte gibt es zur wissenschaftlichen Forschung? (Pädagogische Akademien, Universitäten, Institute, Universitätskliniken, Kinderkliniken)
- Inwieweit befasst sich LEGO mit der pädagogischen Gehirnforschung und ist LEGO hier auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand?
- Kann LEGO als weltweit führender Konzern in Sachen Kinderspielzeug behaupten, das Beste für die Zukunft der Kinder zu wollen?
- Kann LEGO als weltweit führender Konzern in Sachen Kinderspielzeug behaupten, das Beste für das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Gemeinschaften zu wollen?
Quelle: Text von Yüksel Karaman (Türkische Kulturgemeinde in Österreich)